Wie der Gasthof selbst, so war auch seine Wirtin in der Domstadt Speyer eine Institution: Mehr als 260 Jahre lang bestand das Wirtshaus „Zum Weidenberg“. Seine letzte Betreiberin Elisabeth „Liesel“ Jester galt als beliebtes Original, immer auch mit einem offenen Ohr für die Sorgen ihrer Gäste. Beim Kassieren rechnete sie nach Pfennigen statt nach Mark ab und hielt den entsprechende Betrag – „dreihundert Pfennig zwanzig bitte, awwer bassend!“ – mit Kreide auf einer Schulschiefertafel fest. Davon hatte sie ihren Spitznamen weg: „die Pfennig-Liesel“.

 

Legendär war der Weidenberg für sein Prunkstück, das 1902 gebaute und bemalte Orchestrion „Aurora“ der Leipziger Firma Popper mit insgesamt 18 Märschen, von denen einer – besonders oft gewählt: die „Alten Kameraden“ – nach Einwurf eines Zehn-Pfennig-Stücks ertönte.

 

Als 1995 das Ende des Traditionsgasthauses „Weidenberg“ gekommen war, fanden Teile seines Schankraums einschließlich des Orchestrions eine neue dauerhafte Heimat im Deutschen Musikautomaten-Museum. Das Interieur der Speyerer Kult-Gasthauses dient hier als „Historische Wirtschaft“ für die monatlichen Stammtische des Fördervereins und wird auch an die Mitglieder des Vereins – und die, die es werden wollen – für private Veranstaltungen vermietet.

 

So hat der frühere „Weidenberg“, Liesel Jesters einstige Wirkungsstätte, im DMM seine „Auferstehung“ gefunden und lebt nun rechtsrheinisch weiter.

Ansicht der historischen Wirtschaft
Ansicht der historischen Wirtschaft Foto: Bad. Landesmuseum
Einblick in den Ausstellungsbereich der historischen Wirtschaft
Einblick in den Ausstellungsbereich der historischen Wirtschaft